Teil 2: Das System Wildau – Kita Hasenwäldchen

Nachdem Teil 1 unserer Artikelreihe die Strukturen des “Systems Wildau” offenlegte, haben uns einige Zuschriften erreicht, die weitere Einblicke in die Abläufe und Hintergründe liefern. Nun widmen wir uns einem der markantesten Beispiele fragwürdiger Vergabepraxis: der Kita „Hasenwäldchen“. Das Bauprojekt, das ursprünglich als Vorzeigevorhaben geplant war, entwickelte sich nach der Übernahme durch Dr. Wilfried Berg zu einem Paradebeispiel für Intransparenz, Kostenexplosionen und mutmaßlich gezielte Auftragslenkung. Bitte beachten Sie, dass wir bei allen Zeugenaussagen aus datenschutzrechtlichen Gründen keine Namen nennen.

Plötzliches Umdenken: Warum wurde ein bewährtes Kita-Projekt gestoppt?

Die ursprüngliche Planung der Kita „Hasenwäldchen“ sah Kapazitäten für insgesamt 266 Kinder vor, darunter 133 Plätze für Kinder unter drei Jahren (U3). Verantwortlich für diese Planung war der renommierte Architekt Moritz May, Geschäftsführer der M2r Architecture GmbH & Co. KG. Zeugenaussagen zufolge verlief die Planungsphase unter seiner Leitung reibungslos – bis zu einem plötzlichen, nicht nachvollziehbaren Richtungswechsel.

Vorliegende Informationen belegen, dass ohne sachliche Begründung der Auftrag an Dr. Wilfried Berg und dessen Unternehmen, die GfP Gesellschaft für Projektplanung und -steuerung mbH, vergeben wurde. Mit ihm kam die Schneider Systembau GmbH ins Spiel – ein Unternehmen, das nach übereinstimmenden Aussagen mehrerer Beteiligter im Zentrum zahlreicher intransparenter Vergaben der WiWO steht. Dokumentierte Unterlagen zeigen, dass die Folgen dieser Übernahme gravierend waren: Statt der geplanten 266 Plätze wurden nur 200 realisiert, darunter lediglich 70 U3-Plätze – fast 50 % weniger als ursprünglich vorgesehen.

Kostensteigerung trotz Reduktion der Leistung

Vorliegende Dokumente zeigen, dass die Reduktion der Kapazitäten paradoxerweise nicht mit einer Kostenersparnis einherging. Im Gegenteil: Die Baukosten explodierten auf 10 Millionen Euro – das entspricht rund 50.000 Euro pro Platz.

Ein Vergleich unterstreicht die Unverhältnismäßigkeit: In Königs Wusterhausen wurde zur gleichen Zeit die Kita „SpielSpaß“ fertiggestellt. Vorliegende Informationen belegen, dass sie Platz für 280 Kinder bietet, nach höherem Standard errichtet wurde und insgesamt 11 Millionen Euro kostete – umgerechnet knapp 39.000 Euro pro Platz.

Besonders brisant ist laut interner Unterlagen, dass die ursprünglichen Planungs- und Bauleistungen, die bereits unter Moritz May bezahlt wurden, in dieser Summe nicht berücksichtigt wurden. Demnach zahlte die Stadt Wildau und somit die Steuerzahler nicht nur für eine minderwertige Leistung, sondern auch für bereits erbrachte Arbeiten, die später ohne nachvollziehbaren Grund verworfen wurden.

Manipulation und politische Einflussnahme

Um die Stadtverordnetenversammlung (SVV) für den Wechsel der Planung zu gewinnen, wurde nach vorliegenden Informationen behauptet, die ursprünglichen Kosten seien „aus dem Ruder gelaufen“. Diese Behauptung lässt sich mittlerweile klar als falsch belegen. Mehrere Zeugenaussagen bestätigen, dass Moritz May gezielt daran gehindert wurde, seine aktualisierte Kostenberechnung in der SVV vom 29. September 2020 zu präsentieren. Mehrere Stadtverordnete hatten explizit darum gebeten, ihm Rederecht zu erteilen – doch die Diskussion wurde laut vorliegenden Protokollen willkürlich beendet.

Der mutmaßliche Hintergrund dieser Entscheidung liegt auf der Hand: Nach Einschätzung von Insidern hätte eine Offenlegung von Mays Kalkulation gezeigt, dass der vorgeschobene Kostenvorwand nicht haltbar war. Der Auftrag an Dr. Wilfried Berg und die Schneider Systembau GmbH wäre damit schwer zu rechtfertigen gewesen.

Das System Wildau

Der Fall der Kita „Hasenwäldchen“ reiht sich nahtlos in das wiederkehrende Muster ein, das wir im ersten Teil dieser Reihe aufgezeigt haben: Bauprojekte werden unter zweifelhaften Vorwänden umgeplant, Ausschreibungen umgangen und Aufträge gezielt an bestimmte Unternehmen vergeben. Dieses Vorgehen ist kein Zufall, sondern Ausdruck eines seit Jahren etablierten Systems, das unter der Einflussnahme von Mark Scheiner, Sven Schulze und Kevin Weidler entstanden ist. Ein System, das nicht im Sinne der Bürger handelt, sondern persönliche Interessen und Netzwerke begünstigt. Solange die Verantwortlichen weiterhin zentrale Positionen in der SVV und der WiWO bekleiden, bleibt dieses Geflecht bestehen – und mit ihm die intransparente Vergabepraxis, die Wildau seit Jahren belastet. Dass es sich dabei nicht um Einzelfälle handelt, belegen die weiteren Bauprojekte, die wir in den nächsten Teilen dieser Serie aufdecken werden.

Im nächsten Artikel werfen wir einen detaillierten Blick auf das Neubauprojekt an der Bergstraße/Ecke Fichtenstraße – ein weiteres Beispiel dafür, wie das System Wildau funktioniert und wer davon profitiert.

Sollten Sie als Insider, ehemaliger Projektbeteiligter oder betroffener Bürger weitere Informationen zu diesem oder anderen Bauprojekten in Wildau haben, kontaktieren Sie uns vertraulich unter: arndt@classenrecherche.com

Nur gemeinsam können wir Licht in diese Machenschaften bringen und sicherstellen, dass die Interessen der Bürger wieder an erster Stelle stehen.

5 thoughts on “Teil 2: Das System Wildau – Kita Hasenwäldchen

  1. Hermann K.

    “Aus dem Ruder gelaufen” – eine absolut dreiste Antwort auf sowas. Die hier beschriebenen Vorwürfe zeigen doch eindeutig, dass wir hier nciht mehr nur von einer fragwürdigen Verwaltungspraxis, sondern sogar von rechtswidriger Vergabe und bewusstem Haushaltsmissbrauch sprechen. Hier ist eine umfassende, lückenlose und unabhängige Untersuchung erforderlich!! Dass das bisher ohne Konsequenzen verlaufen ist, ist einfach lächerlich!

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  2. Alex

    Ach wie beruhigend, dass es in Wildau offenbar nicht um das Wohl der Kinder geht, sondern darum, persönliche Netzwerke zu bedienen. Man könnte fast meinen, wir leben in einer Bananenrepublik und nicht in einem demokratischen Rechtsstaat. Aber hey – wer braucht schon eine funktionierende Kita, wenn man stattdessen ein paar alte Seilschaften pflegen kann?

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  3. Richard L.

    Aber dass eine ursprünglich effizient geplante Kita mutwillig verkleinert und verteuert wurde, ist doch nicht nur ein Paradebeispiel für Misswirtschaft, sondern könnte bzw. muss doch sogar auch je nach den zugrunde liegenden Motiven auch strafrechtliche Relevanz haben – oder seh ich das falsch?

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  4. An-Pa

    In dieser Diskussion geht es nicht nur um Geld oder Bauvergaben – es geht um Kinder! Kinder die nicht frühzeitig betreut und gefördert werden können, weil ihrew Plätze einfach gestrichen wurden!

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  5. Piotr

    Alles was in vielen Jahren unter Frank Kerber , und damit auch dem Architekturbüro May projektiert und gebaut wurde hatte Hand und Fuß. Angefangen mit der Sanierung der Schwarzkopffsiedlung, der Fichte 105 , Villa 34 , Villa am See, Fichte 113 , alles hat super funktioniert, es gab keine Preise die “aus dem Ruder gelaufen”wären. Und dann kam eine gewisse Bürgermeisterin die mit Habgier an der Macht alles auf den Kopf gestellt hat, alle guten Organisatoren raus gemoppt hat, und mit Schulz, Scheiner,Weidler und anderen versuchte sich die Taschen voll zu hauen. Zum Glück sind die Bürger aufgewacht und haben wenigsten die Bürgermeisterin davon gejagt. Hoffentlich wird der Rest der Bagage seiner gerechten Strafe noch zugeführt 😕

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