Als öffentlicher Auftraggeber hat sich die Wildauer Wohnungsbaugesellschaft mbH (WiWO) dazu verpflichtet, im Sinne der Allgemeinheit zu handeln. Das schließt nicht nur soziale Verantwortung bei der Wohnraumversorgung ein, sondern auch die strikte Einhaltung des Vergaberechts von Bauaufträgen. Doch im Zuge unserer Recherchen sind wir auf belastbare Hinweise gestoßen, die auf erhebliche Unregelmäßigkeiten bei der Vergabe von Bauaufträgen durch die WiWO hinweisen. Dabei sind wir auch auf das „System Wildau“ gestoßen – ein seit Jahren durch enge Seilschaften gepflegtes Netzwerk, das Entscheidungsprozesse in der Stadt maßgeblich beeinflusst. Zeugenaussagen und dokumentierte Beweise deuten darauf hin, dass Bauaufträge in Millionenhöhe ohne die erforderliche Ausschreibung freihändig vergeben wurden, was zu erheblichen Mehrkosten führte.
Zeugen bestätigen, dass diese undurchsichtigen Vergaben unter der Verantwortung von Mark Scheiner (zu dem Zeitpunkt Aufsichtsratsvorsitzender der WiWO), Kevin Weidler (zu dem Zeitpunkt stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der WiWO) und Sven Schulze (Geschäftsführer der WiWO) getroffen wurden. Sie agierten als Hauptverantwortliche für die Entscheidungen und verfolgten dabei ein klares und wiederkehrendes Muster bei der Auftragsvergabe, das vermutlich auch heute noch durch ihre bedeutenden Ämter fortgesetzt wird.
Ganz viele Fragezeichen tauchen auch bei dem Namen Dr. Wilfried Berg auf. Warum wurde der kompetente Bauprojektleiter Moritz May mitten im Projekt von einem über 80 Jahre alten Mann abgelöst, dessen Firma weder eine Website noch einen im Internet auffindbaren Geschäftssitz oder überhaupt Mitarbeiter hat? Der inzwischen verstorbene Dr. Berg tauchte dennoch immer wieder im Zusammenhang mit der WiWO und der Schneider System GmbH auf. Setzte die WiWO bei ihm als Bauprojektpartner wirklich auf Kompetenz, oder war er ein weiteres Mittel zum Zweck in einem Korruptionssystem, das in Wildau längst Tradition hat?
Als alleiniger Gesellschafter der WiWO trägt die Stadt Wildau die Verantwortung für die strategische Ausrichtung und das Handeln des Unternehmens. In Anbetracht der aufgedeckten Unregelmäßigkeiten stellt sich nun die Frage, wie die Stadtverordnetenversammlung ihre Aufsichtspflicht wahrgenommen hat und welche Schritte notwendig sind, um diese schwerwiegenden Vorgänge aufzuklären und die Verantwortung der beteiligten Akteure zu überprüfen.
Ein System mit Mustern
Die Zeugenaussagen und Dokumente zu den Unregelmäßigkeiten bei der Bauvergabe der WiWO beziehen sich unter anderem auf die Bauprojekte „Kita Hasenwäldchen“, „Neubauprojekt an der Bergstraße/Ecke Fichtenstraße“ sowie die geplanten „Kopfbauten am Fliederweg und Hückelhovener Ring“. Was als gewöhnliches Bauvorhaben begann, entpuppt sich bei näherer Untersuchung als komplexes Geflecht aus fragwürdigen Entscheidungen und undurchsichtigen Vergabeprozessen.
Bei der Kita „Hasenwäldchen“ führte eine unerklärte Neubewertung nicht nur zu einer drastischen Reduzierung der Kita-Plätze, sondern auch zu einer explosiven Kostensteigerung von mehreren hunderttausend Euro. Auch beim Neubauprojekt an der Bergstraße/Ecke Fichtestraße sowie bei den Kopfbauten am Fliederweg und Hückelhovener Ring zeigt sich ein erschreckendes Muster: Ursprünglich kalkulierte Kosten wurden weit überschritten, während Bauaufträge ohne jede öffentliche Ausschreibung an einen deutlich teureren Anbieter vergeben wurden – obwohl kostengünstigere Angebote renommierter Baufirmen vorlagen und bewusst abgelehnt wurden.
Ein Planer ohne Plan
Immer mit dabei im Vergabe-Wirr-Warr: der inzwischen verstorbene Dr. Wilfried Berg. Sein Name taucht in den intransparenten Bauprojekten der WiWO regelmäßig auf – sei es bei der Planung der Kita „Hasenwäldchen“ oder den Kopfbauten am Fliederweg und Hückelhovener Ring.
Die wiederholten Vergaben an eine Baufirma namens Schneider Systembau GmbH gingen mit teils unverhältnismäßig erheblichen Kostensteigerungen einher. Dies legt den Verdacht nahe, dass es der WiWO und der Schneider Systembau GmbH weniger um die vermeintliche Expertise von Dr. Wilfried Berg ging, sondern vielmehr um seine Rolle als willigen Vermittler. Seine Funktion schien nämlich vor allem darin zu bestehen, die Projekte über undurchsichtige Planungswege so zu lenken, dass die öffentliche Vergabepflicht entweder umgangen oder manipuliert wurde, sodass am Ende immer wieder dieselben Akteure als Profiteure hervorgingen.
Dr. Wilfried Berg fiel mit seiner Arbeit jedoch nicht erst seit Kurzem auf. Bereits im November 2020 berichtete die MAZ über einen „Fauxpas“ in der Ausschreibung für das Bauprojekt der Kita „Hasenwäldchen“. Die MAZ deckte auf, dass bei der Ausschreibung für den Kita-Neubau in Wildau, die vom Ingenieurbüro GfP unter der Leitung von Dr. Wilfried Berg und im Auftrag der Wildauer Wohnungsbaugesellschaft (WiWO) durchgeführt wurde, versteckte Hinweise auf die Beteiligung der Immobilienfirma Goldbeck entdeckt wurden. Diese enthielten Mitarbeiterdaten und Urheberrechtsnachweise, die nur durch technische Manipulation sichtbar waren. Unklar blieb, warum diese Hinweise nicht offengelegt wurden. Auf MAZ-Nachfrage betonte Dr. Wilfried Berg 2020, dass die Unterlagen von externen Sachverständigen erstellt wurden, und gab gleichzeitig an, die versteckten Hinweise trotz Prüfung nicht gesehen zu haben, da er „kein Kriminalist“ sei. Letzten Endes hatte die Firma Goldbeck ihre Bewerbung um den Auftrag zurückgezogen.
Doch auch aufgrund anderer Faktoren war seine Qualifikation als Bauprojektplaner äußerst fragwürdig. Mit einem stolzen Alter von Mitte 80 gehörte Dr. Wilfried Berg zu einer Generation, die möglicherweise nicht mehr den Anforderungen moderner Bauprojektplanung gewachsen ist, insbesondere wenn es um den Umgang mit neuen Technologien und aktuellen Standards geht. Besonders auffällig ist jedoch, dass er über keinen eigenen Mitarbeiterstab verfügte, der ihn bei der Abwicklung der komplexen Planungs- und Koordinationsaufgaben hätte unterstützen können, und im Netz keinerlei Hinweise, wie eine Website oder Adresse zu seiner Firma, zu finden waren und sind. Diese Punkte werfen die berechtigte Frage auf, ob er tatsächlich in der Lage war, die Verantwortung für anspruchsvolle Bauprojekte zu tragen, oder ob seine Rolle primär dazu diente, eine Fassade für intransparente Vergabepraktiken zu schaffen.
Mark Scheiner, Kevin Weidler und Sven Schulze: Die WiWO-Verantwortlichen in der Kritik
Mark Scheiner, Kevin Weidler und Sven Schulze stehen (wieder mal) als zentrale Akteure im Fokus der Kritik rund um die undurchsichtigen und teils manipulativen Vergabeverfahren der WiWO. Zeugen bestätigen, dass diese drei Personen, die in der Vergangenheit allesamt Schlüsselpositionen bei der WiWO innehatten, maßgeblich für die problematischen Entscheidungen verantwortlich waren. Scheiner als damaliger Aufsichtsratsvorsitzender, Weidler als damaliger stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender und Schulze als Geschäftsführer lenkten die strategischen und operativen Geschicke der WiWO und führten durch wiederholte Auftragsvergaben an bestimmte Unternehmen ohne ordnungsgemäße Ausschreibungen ein wiederkehrendes Muster ein, das Zweifel an der Transparenz und Fairness der Prozesse aufwirft – ein System, das in seinen Strukturen an Korruptionsnetzwerke erinnert, wie man sie sonst aus Ländern Südamerikas kennt. Doch trotz der belastenden Vorwürfe sind alle drei auch heute noch in bedeutenden Positionen tätig. Scheiner als Mitglied des Aufsichtsrats der WiWO und SVV-Mitglied, Weidler als SVV-Mitglied und Schulze nach wie vor als Geschäftsführer der WiWO.
Im nächsten Teil unserer Artikelreihe tauchen wir tiefer in die Details der einzelnen Bauprojekte ein. Wir beleuchten die Abläufe, zeigen belastbares Material und decken auf, welches intransparente Muster die Verantwortlichen bei der Bauauftragsvergabe verfolgten – und welchen Preis die Allgemeinheit dafür zahlen musste.
Aufruf zur Transparenz
Transparenz und Aufklärung sind essenziell, um das System Wildau in seiner Gesamtheit zu verstehen. Sollten Sie über relevante Informationen oder Dokumente verfügen, die zur Klärung dieser Sachverhalte beitragen können, laden wir Sie ein, uns diese diskret und sicher zukommen zu lassen. Dies richtet sich insbesondere an ehemalige WiWO-Mitarbeiter, frühere Geschäftspartner, Insider aus der Stadtverwaltung sowie alle, die direkte Einblicke in die Abläufe hatten.
Ihre Hinweise werden mit höchster Sorgfalt und Vertraulichkeit behandelt. Gemeinsam können wir das System Wildau und ihre Seilschaften aufdecken und die Grundlagen für eine gerechtere und transparentere Zukunft zu legen.
Sorry aber die WiWo geht mir einfach nur noch auf den Sack. Erst haben wir nur Stress mit denen wegen unserer letzten falschen Mieterinfo, wo man auch nie jemanden ans Telefon für bekommt und dann liest man noch von so Geschichten. Das ist absolut Stümperhaftes Verhalten!
So Vorgänge MÜSSEN in Zukunft TRANSPARENTER vonstattengehen!!! Während so viele Wildauer um BEZAHLBAREN Wohnraum kämpfen, werden von der Stadt MILLIONEN verschwendet!!
Es will mir echt nicht in den Kopf, dass so Gestalten wie Scheiner, Weidler und Schulze noch irgendwas in Wildau zu melden haben.
Und es wird wahrscheinlich wieder mal keiner zur Verantwortung gezogen werden.
Meiner Meinung nach ist ein öffentliches Statement der benannten Personen längst überfällig.
Aber wieso wird dann nicht mal was dagegen gemacht? Kann mir nicht vorstellen, dass das bei so großen Summen von Leuten mit dem richtigen Einfluss, so lange unentdeckt bleibt?