Während sich die Diskussion um die Altlasten am Dahme-Nordufer zuletzt wieder zuspitzte, wurde eine wichtige Informationsrunde einberufen. Es ging um nichts Geringeres als den Umgang mit einer der größten Umweltbaustellen Wildaus. Eingeladen waren Vertreter aus Politik, Verwaltung und Eigentümerschaft.
Doch einer fehlte. Der Eigentümer selbst.
Sven Schulze, Geschäftsführer der stadteigenen Wohnungsbaugesellschaft WiWO und damit verantwortlich für das Gelände, erschien nicht – nicht entschuldigt, nicht vertreten, nicht informiert.
Der Bürgermeister wirkte vor Ort sichtlich überrumpelt. Frank Nerlich sagte wörtlich: „Ich kann keine Erklärung abgeben. Er ist einfach nicht da.“
Wie ernst kann man eine solche Personalie nehmen, wenn ihr prominentester Vertreter demonstrativ jede Verantwortung meidet?
Und gerade dieses Verhalten wirft doch umso größere Fragen auf, wenn man einen Blick auf die neueste Personalentscheidung wirft:
Denn wie unsere Recherchen belegen, wurde Sven Schulzes Arbeitsvertrag still und leise um ganze sieben Jahre verlängert – bis ins Jahr 2031. Keine Ankündigung. Keine Diskussion. Keine Legitimation durch öffentliche Gremien.
Eine solche Vertragsverlängerung im Schatten der Öffentlichkeit ist mehr als nur fragwürdig. Sie ist ein Schlag ins Gesicht all jener, die in Wildau auf transparente Entscheidungsfindung und demokratische Kontrolle hoffen.
Keine Leistung, viele Fragen
Was rechtfertigt eine solche Vertragslaufzeit? Was qualifiziert Herrn Schulze für ein weiteres Jahrzehnt an der Spitze eines städtischen Unternehmens, dessen Image und Glaubwürdigkeit zunehmend beschädigt sind?
Es gibt keine erkennbaren Erfolge, die diesen Schritt rechtfertigen.
Was es aber gibt, ist eine Liste offener Fragen und schwerer Vorwürfe:
- Bauaufträge wurden willkürlich zurückgezogen, ohne nachvollziehbare Begründung, und in der Folge deutlich teurer neu vergeben.
- Die Wohnraumsituation in Wildau hat sich in seiner Amtszeit nicht verbessert – im Gegenteil: Wildau ist heute die teuerste Gemeinde in ganz Brandenburg, was die Mieten betrifft.
- Beim Dahme-Nordufer gab es keinerlei Fortschritt, obwohl die Gefahr durch Altlasten seit Jahren bekannt ist. Durch sein demonstratives Fernbleiben bei der jüngsten Ausschusssitzung blockiert Schulze sogar aktiv die Weiterentwicklung einer Lösung.
- Und dann war da noch die Wiener Reise – ein Vorfall, der bis heute nicht aufgeklärt wurde. Schulze und WiWO-Aufsichtsratsvorsitzender Mark Scheiner reisten als Zeugen zu einem Schiedsverfahren nach Österreich, offenbar ohne Legitimation, ohne Gesellschafterbeschluss und ohne offizielle Information an die Stadt Wildau oder den WiWO-Aufsichtsrat.
Weder wurde die Kommunikation verbessert noch neue Impulse für bezahlbares Wohnen oder transparente Stadtentwicklung gesetzt. Was also qualifiziert Herrn Schulze für eine weitere Amtszeit – und das gleich für fast ein Jahrzehnt?
So wird Demokratie in Wildau gemacht
Dass Mark Scheiner diese Vertragsverlängerung maßgeblich eingefädelt hat, überrascht kaum. Er zählt seit Jahren zu den dominierenden Strippenziehern hinter den Kulissen der Wildauer Stadtpolitik.
Und dass Bürgermeister Frank Nerlich die Entscheidung – wie so oft – einfach abgenickt hat, fügt sich nahtlos in das bekannte Bild: lieber mitlaufen als Verantwortung übernehmen.
Aber was sagt das über das politische Selbstverständnis in Wildau aus?
Wie kann man einem Geschäftsführer, dessen Amtszeit mehr Fragen als Antworten hinterlässt, im Stillen ein siebenjähriges Mandat verlängern?
Und vor allem: Warum erfährt die Öffentlichkeit davon erst jetzt – durch Recherchen, nicht durch Transparenz?
Rückkehr in alte Muster
Die Vertragsverlängerung ist kein isolierter Vorgang. Sie ist ein Symptom.
Ein Zeichen dafür, dass Wildau nicht weiter ist als vor einigen Jahren – sondern vielleicht sogar wieder auf dem Weg zurück ist in die Zeit des alten Systems, in der Entscheidungen hinter verschlossenen Türen getroffen wurden und Rechenschaftspflicht höchstens eine Formalie war.
In einer Stadt, die Transparenz und Aufarbeitung versprochen hat, ist das ein harter Rückschlag. Für alle, die auf Veränderung gehofft hatten.
Und für das Vertrauen in die lokale Politik.
Tja, Scheiner will seinen Schoßhund gern behalten, der macht auf Kommando das was man ihm sagt. Ein neuer WiWo Chef würde wahrscheinlich nicht mehr so Scheinertreu sein. Aber das Frank Nerlich das einfach abgenickt hat ist mir ein Rätsel 😕