Fotoaufnahmen der Wiener Reise: Scheiners und Schulzes geheimes Treffen mit Dübell-Gasparics

Dem Classen-Rechercheteam liegen weitere vertrauliche Dokumente sowie Fotos der geheimen Wiener Reise von Mark Scheiner (Aufsichtsratsvorsitzender der WiWo) und Sven Schulze (Geschäftsführer der WiWo) vor.

Zuletzt konnten wir bereits zeigen, dass das Ausmaß der Manipulationen zwischen Gilbert Dübell-Gasparics und den zentralen Figuren von Wildau wie der ehemaligen Bürgermeisterin Homuth, der WiWo und SVV vor einigen Jahren wesentlich weitreichender war als zuvor angenommen.

Eine signifikante Rolle spielte dabei die erwähnte Wiener Reise: Zum 28. April 2022 wurden Scheiner und Schulze von Dübell-Gasparics nach Wien eingeladen, um dort auf rein freiwilliger Basis zu seinen Gunsten und gegen einen Grazer Immobilienentwickler vor einem österreichischen Schiedsgericht als Zeugen auszusagen.

Was hatte es mit dieser dubiosen Reise auf sich? Warum sollte die Angelegenheit fernab von Wildau und Berlin möglichst unbeachtet in Österreich geregelt werden? Wir zeigen, inwiefern die Anwälte der WiWo und der ehemaligen Bürgermeisterin involviert waren und wie intransparent Scheiner sowie Schulze bis heute mit dieser Reise gegenüber der Stadt Wildau gewesen sind.

Dübell-Gasparics pokert zu hoch

Der Verkauf des Grundstücks Friedrich-Engels-Straße 56 / 57 an Gilbert Dübell-Gasparics und dessen Unternehmen Auditor – Gesellschaft für Immobilienberatung mbH scheiterte letzten Endes. Allerdings stellte sich heraus, dass der Immobilienmakler aus Österreich im Vorfeld diesbezüglich einen Deal mit einem Immobilienentwickler aus Graz abschließen wollte. Das Grundstück der WiWo, das Dübell-Gasparics selbst erwerben wollte, sollte anschließend mit Millionenaufschlag sofort weiterverkauft werden, ein angrenzendes Nachbargrundstück mit üppiger Maklerprovision ebenso.

Doch trotz der „Überzeugungsarbeit“, die Dübell-Gasparics bereits 2019 vor und nach der damaligen Wahl von Angela Homuth (SPD) zur Bürgermeisterin der Stadt Wildau bei dieser und zentralen Personen innerhalb der WiWo geleistet hatte, scheiterte dieser Deal.

Dieses unerwartete Resultat wurde damals primär dem damaligen Geschäftsführer der WiWo, Frank Kerber, und dessen skeptischer und abwartender Haltung zugeschrieben. Kurze Zeit darauf wurde er als Geschäftsführer der Wildauer Wohnungsbaugesellschaft mbH fristlos entlassen. Inzwischen ist bekannt geworden, dass es schon Ende 2019 / Anfang 2020 schriftliche Kommunikation via WhatsApp zwischen Angela Homuth und dem auf Kerber folgenden Geschäftsführer Sven Schulze gab, aus welcher hervorgeht, dass Schulze schon von längerer Hand geplant Kerber als Geschäftsführer der WiWo ablösen sollte.

Dübell-Gasparics‘ Auditor gegen einen Grazer Immobilienentwickler

Das Grazer Immobilienunternehmen nahm von einem Kauf Abstand, so dass Dübell-Gasparics mehrere Millionen Euro Gewinn entgingen. Da Details aus der Maklervereinbarung Anfang 2020 öffentlich bekannt wurden, verklagte Dübell-Gasparics das Grazer Unternehmen auf Schadenersatz im sogenannten Wiener Schiedsgerichtsverfahren.

Unterstützen ließ er sich dabei von der Potsdamer wirtschaftsrechtlich ausgerichteten Rechtsanwaltskanzlei Schwoerer & Kollegen, vor allem von seinem persönlichen Freund Lars-Jonas Schmidt. Er und seine Anwaltskollegen waren zu diesem Zeitpunkt keine Unbekannten in Wildau: Seit 2019 hatten diese Angela Homuth und Mark Scheiner rechtlich beraten und gegen die WiWo unter der damaligen Geschäftsführung von Frank Kerber in Stellung gebracht.

Ist es nur Zufall, dass sich die ehemalige Bürgermeisterin Wildaus und Dübell-Gasparics, denen geheime Absprachen und korrupte Deals nachgesagt wurden, von ein- und derselben Anwaltskanzlei vertreten lassen?

Obwohl sich der Hauptsitz seines Unternehmens Auditor – Gesellschaft für Immobilienberatung mbH eigentlich in Berlin befindet, wurde das Verfahren zwischenzeitlich nach Wien verlegt, wo der Rechtsstreit nun heimlich, still und leise unter Ausschluss der Öffentlichkeit und der Presse außergerichtlich geklärt werden sollte.

Aus diesem Grund wurde ein sogenanntes Schiedsgericht in die Wege geleitet. Schiedsgerichte sind nichtstaatliche Gerichte, mit welchem Streitparteien Konflikte besonders schnell, diskret und häufig außerhalb der Medien im Rahmen eines Schiedsverfahrens klären und lösen können.

Dübell-Gasparics pfeift, Scheiner und Schulze gehorchen

So kam es, dass mindestens drei wichtige Persönlichkeiten Wildaus – Mark Scheiner, Sven Schulze und Frank Kerber – im April 2022 eine Ladung zur Zeugenvernehmung im Schiedsverfahren der Auditor Gesellschaft für Immobilienberatung mbH gegen den Grazer Immobilienentwickler erhielten.

Scheiner, Schulze und Kerber wurden durch die Schiedsklägerin, Dübell-Gasparics‘ Auditor Gesellschaft für Immobilienberatung mbH, als Zeugen benannt und am Donnerstag, 28. April 2022, um 10:00 in den Räumen der Wirtschaftskammer Österreich in Wien zur Vernehmung geladen.

Es wurde explizit darauf hingewiesen, dass ein Erscheinen und eine Zeugenaussage vor dem Schiedsgericht freiwillig seien. Zudem wurden die Adressaten darüber informiert, dass diese sich zwecks Erstattung der Reisekosten bei der bereits erwähnten Rechtsanwaltskanzlei Schwoerer & Kollegen, den offiziellen Verfahrensbevollmächtigten der Auditor Gesellschaft für Immobilienberatung mbH, melden sollten. Dübell-Gasparics‘ Unternehmen würde pro Person eine Entschädigung bis zu einem Höchstbetrag von 750 Euro brutto übernehmen.

Zum jetzigen Zeitpunkt, rund zwei Jahre nach der Zeugenvernehmung vor dem Schiedsgericht in der Wirtschaftskammer Österreich, wissen wir, dass Frank Kerber, der ehemalige Geschäftsführer der WiWo, nicht als Zeuge in der Hauptstadt Österreichs ausgesagt hat. Zu den Details seiner Entscheidung hat er sich unter anderem in einem Interview mit dem Online-Magazin Der Schulzendorfer (Link: Wiener Reise – Was der frühere WiWo-Chef dazu sagt.) vom 27. Oktober 2022 geäußert.

Doch Sven Schulze und Mark Scheiner, Geschäftsführer respektive Aufsichtsratsvorsitzender der WiWo, folgten dem Ruf von Dübell-Gasparics – trotz der reinen Freiwilligkeit der Zeugenaussage – und begaben sich schließlich zum 28. April 2022 heimlich, still und leise auf die gemeinsame Reise nach Wien.

Die Wiener Reise: Das heimliche Treffen

Von links nach rechts: Gilbert Dübell-Gasparics, Roland Gronau (Rechtsanwalt Schwoerer und Kollegen), Sven Schulze, Mark Scheiner, Lars-Jonas Schmidt (Rechtsanwalt Schwoerer und Kollegen)

„Bedauerlicherweise“ wurden dieser, Sven Schulze, Mark Scheiner sowie Roland Gronau und Lars-Jonas Schmidt –  die Rechtsanwälte der Kanzlei Schwoerer und Kollegen, welche seit einigen Jahren sowohl Homuth als auch die WiWo rechtlich vertreten – gemeinsam in Wien gesehen und auch fotografiert. Andernfalls hätte die Öffentlichkeit wohl niemals von dieser kritischen Angelegenheit erfahren.

Seit dem gescheiterten Verkauf des Grundstücks Friedrich-Engels-Straße 56 / 57 waren zu diesem Zeitpunkt rund anderthalb Jahre vergangen. Mark Scheiner und Sven Schulze entschlossen sich allerdings auch 2022 noch dazu, dem einstigen Kaufinteressenten Dübell-Gasparics dabei zu helfen, eine signifikante Schadensersatzforderung von rund 200.000 Euro (einschließlich Verfahrenskosten) gegenüber dem Grazer Immobilienentwickler durchzusetzen. Die genaue Motivation der beiden für diese Aktion, welche im Nachgang als Wiener Reise bekannt wurde, ist bis heute nicht eindeutig geklärt.

Ein Schiedsverfahren fernab von Wildau: Untergraben Schulze und Scheiner die WiWo auf eigene Faust?

Besonders brisant in diesem Kontext ist die Tatsache, dass die Reise nach Österreich erfolgte, ohne dass die Stadt Wildau, die WiWo oder deren Aufsichtsrat – von welchem Mark Scheiner der Vorsitzende ist – darüber informiert wurden. Sollte absolut niemand, der nicht in irgendeiner Form mit den mutmaßlichen Absprachen und eventuellen Deals mit Dübell-Gasparics involviert war, vom Schiedsverfahren und den Zeugenaussagen von Schulze und Scheiner erfahren?

Ergo gab es höchstwahrscheinlich auch keinen Gesellschafterbeschluss der WiWo, nach welchem Schulze und Scheiner explizit als Zeugen in Wien aussagen sollten. Dafür spräche auch, dass Frank Kerber, welcher zum Schutz der WiWo und betriebsinterner Informationen nicht in Wien ausgesagt hatte, niemals eine Handlungsempfehlung, Autorisierung und Haftungsfreistellung seitens der Wildauer Wohnungsbaugesellschaft erhalten hatte. Hatten Schulze und Scheiner damit überhaupt eine Legitimation ihrer Gremien?

Menschen, die schon zuvor einen genaueren Blick auf die Gruppe um Angela Homuth, Gilbert Dübell-Gasparics, Mark Scheiner oder Sven Schulze geworfen hatten, fragten sich zurecht, warum der Aufsichtsratsvorsitzende und der Geschäftsführer der WiWo dem klagenden Immobilienmakler aus Österreich überhaupt zur Hilfe eilten. War es reine Philanthropie und der Wunsch, einem alten Freund und Gönner selbstlos beizustehen?

Lockte Dübell-Gasparics mit Zuckerbrot und finanziellen oder vergleichbaren Gefälligkeiten für Scheiner und Schulze? Oder drohte der klagende Immobilienmakler mit der sprichwörtlichen Peitsche und forderte nach einer „Wiedergutmachung“ seitens der WiWo für den vormals gescheiterten Verkauf des begehrten Grundstücks? Da alle Beteiligten auf Nachfrage bis zum heutigen Tag diesbezüglich schweigen und selbst Stadtverordnete keinerlei Auskunft erhalten, kann diese Frage nicht eindeutig beantwortet werden. Auch die Wirtschaftskammer Wien wollte beziehungsweise konnte sich bisher nicht zu dieser Angelegenheit äußern.

Das Verhalten von Scheiner und Schulze könnte als Indiz dafür gedeutet werden, dass die beiden im Rahmen ihrer freiwilligen Zeugenaussagen vor dem Wiener Schiedsgericht möglicherweise WiWo-interne Betriebsgeheimnisse und streng vertrauliche Dokumente weitergegeben haben, ob nun an Dübell-Gasparics oder an bis dato unbekannte Dritte.

Fragen, Schweigen und noch mehr Fragen: Die Andenken der Wiener Reise

In jedem Fall sollten weder die Wildauer Bevölkerung noch die SVV oder der Rest der WiWo etwas von Schulzes und Scheiners Reise nach Wien und der Zeugenaussage pro Dübell-Gasparics erfahren. In der Stadtverordnetenversammlung behauptete Mark Scheiner schließlich, dass seine Wiener Reise rein privater Natur gewesen sei – eine überaus erstaunliche Aussage, wenn man die genannten Fakten berücksichtigt.

Nach wie vor haben die Bürgerinnen und Bürger Wildaus eine ehrliche und transparente Antwort auf die Frage verdient, was der Geschäftsführer sowie der Aufsichtsratsvorsitzende der WiWo am 28. April 2022 in Wien weitergegeben und wieso sie überhaupt erst freiwillig für Gilbert Dübell-Gasparics ausgesagt haben.

Weder die Stadt Wildau, Bürgermeister Frank Nerlich, die SVV noch die WiWo selbst haben in dieser Sache weiter ermittelt oder versucht, so scheint es, Transparenz in die Angelegenheit zu bringen, die Vorfälle lückenlos aufzuklären und letztlich weitere notwendige Konsequenzen in Betracht zu ziehen. Alle scheinen sprichwörtlich „unter einer Decke zu stecken“. Was bleibt, sind zahlreiche Fragen und ein Schweigen an nahezu allen Fronten. Dieser entscheidende Aspekt sollte bei allen Bürgerinnen und Bürgern bei der anstehenden Kommunalwahl in Wildau am 9. Juni 2024 nicht unberücksichtigt bleiben.

2 thoughts on “Fotoaufnahmen der Wiener Reise: Scheiners und Schulzes geheimes Treffen mit Dübell-Gasparics

  1. Jan Magnus Bar.

    Heftig. Sieht so aus, als würde es langsam eng werden für Schulze und Scheiner – wenn es so weitergeht in Sachen Konsequenzen und Aufklärungswillen in Wildau, dürfte es 2027 auch spannend werden im Hause Nerlich. Oder, vergleiche AH, vielleicht ja auch schon vorher. Jetzt bin ich erst recht gespannt auf die SVV- / Kommunalwahl und ob sich in der Hinsicht da halbwegs zeitnah noch etwas ändern kann – oder ob zwischenzeitlich noch ein paar interessante „Auslandsreisen“ von SVV und WiWo stattfinden.

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  2. Thomas

    Irgendwie wundert es mich nicht, dass Nerlich keinen für die Öffentlichkeit sichtbaren Druck aufbaut. Hängen doch alle Parteien in einem Bett – ganz demokratisch. Schade, Laszlo wäre ein echter Change gewesen.

    Da sich diese ganze Kaste ggn ihn zusammentat, 7berrascht es micht. Muss ich dorekt an das EvE Balkonvideo denken und bekomme das Kotzen.

    Den Norma hätte die Wildauer Infrastruktur auch gebraucht – stattdessen dann ein regionaler “Kumpel” ….

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