Nachruf für Günther Classen
Schweren Herzens und mit tiefem Bedauern müssen wir, das Classen-Recherche Team, Abschied nehmen von Günther Classen.
Nach einer schweren Krankheit sowie mehreren Krankenhausaufenthalten und Operationen ist Günther Classen, Initiator des Projekts www.classenrecherche.com und vielen Menschen als Legende unter den deutschen Investigativjournalisten bekannt, am 28. Juni 2023 im Alter von 79 Jahren verstorben.
Unsere Anteilnahme und unser tiefes Mitgefühl gelten seinen Freunden, Kollegen und langjährigen Wegbegleitern.
Im Laufe seines bewegten und ebenso aufregenden wie abwechslungsreichen Lebens hatte sich Günther Classen einen Ruf als fähiger, gründlicher und vor allem unbeirrbarer „Spürhund“ verdient, der auch im Angesicht der grausamsten Verbrechen, vor allem im Umgang mit Opfern und Betroffenen, für sein Mitgefühl und seine Hilfsbereitschaft bekannt war.
In mehr als 30 Jahren als ebenso gründlicher wie auch leidenschaftlicher Investigativjournalist und Polizeireporter folgte Günther Classen seiner Berufung nicht, um ins Rampenlicht zu gelangen. Der selbstlose „Kommissar Classen“ wollte stattdessen den vielen Angehörigen der Opfer diverser Verbrechen wie Mord oder Entführung helfen, Gewissheit in den wohl härtesten Stunden ihres Lebens zu finden und zahlreichen Straftätern letztlich ihrer verdienten Strafe zuzuführen.
Die „Reporterlegende“ mag nicht mehr unter uns weilen, doch seine an Selbstaufgabe grenzende Motivation, Menschen zu helfen, Täter zu entlarven und die Welt zu einem Ort zu machen, der etwas gerechter und sicherer ist, als er es am Vortag war, lebt weiter.
Daher werden wir, das Rechercheteam von Günther Classen, nicht bloß seine Arbeit, sondern auch seine Prinzipien und Lebensziele in Zukunft aufrechterhalten und in seinem Sinne fortsetzen.
Ob Mord, plötzliches Verschwinden oder Korruption in höchsten politischen Ämtern – ein wahrer Investigativjournalist, wie er es für viele Jahrzehnte war, gibt niemals wirklich auf. Das gilt nicht nur für Günther, sondern auch für das Team Classen.
Er ist eine journalistische Legende im Rheinland: EXPRESS-Polizeireporter Günther Classen, inzwischen 72 Jahre alt und immer noch weit davon entfernt, zum „alten Eisen“ zu gehören. Viele hundert Kriminalfälle hat der Düsseldorfer in 30 Jahren begleitet, manche auch selbst gelöst.
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Ein Charakteristikum einer echten Classen-Geschichte ist, dass er sie oftmals allein oder zumindest als erster Journalist hat. Wie gelingt ihm das?
Einerseits hat Günther Classen seine „Antennen“ immer auf Empfang. Das kann man im ersten Zugriff ganz wörtlich nehmen, denn er war (auch dank technischer Hilfsmittel) immer auf dem neuesten Stand, was aktuelle polizeiliche Einsätze betraf.
In jüngeren Jahren – so ist zu hören – hatte er seine Ohren 24 Stunden lang weit offen und soll selbst aus dem Tiefschlaf aufgeschreckt sein, wenn er bestimmte Reizworte hörte.
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Er ist dabei nicht der kaltschnäuzige Reporter, der (im übertragenen Sinne) „mit der Brechstange“ vorgeht – im Gegenteil: Er ist ein exzellenter Zuhörer, geht auf die Sorgen und Nöte der Betroffenen ein, hilft ihnen auch oft ganz praktisch in ihrer Not. Er selbst nennt sich in diesen Situationen einen „Pastoralen“ – und die gute Geschichte für die Zeitung entsteht dabei beinahe „nebenbei“.
Internet – kein Problem!
Schon seit Jahren ist Classen ein Meister der eigentlich recht jungen Methode der Internet-Recherche – was man angesichts seines nun fortgeschrittenen Alters auf den ersten Blick nicht erwarten würde.
Ein dritter Aspekt seines Erfolges ist ein „gnadenloses“ Am-Ball-Bleiben und sein Gespür für eine Spur. Da, wo andere glauben, sie hätten alle Informationen beisammen, oder schlicht aufgeben, beginnt Günther Classens Recherche oftmals erst. Ich selbst habe das in unseren gemeinsamen Polizeireporter-Zeiten immer wieder miterlebt.
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Auch die Polizei weiß, was sie an Classen hat: „Er ist seit vielen Jahren ein sehr engagierter Journalist, dem die Aufklärung von Verbrechen ein Herzensanliegen ist“, sagt der Leiter der Düsseldorfer Polizei-Pressestelle, Andreas Czogalla. „Seine Hinweise haben auch Ermittlungen eingeleitet.“
Quelle: Große EXPRESS-Serie Günther Classen – 30 Jahre auf der Spur des Verbrechens
Als EXPRESS-Reporter Günther Classen (72) am Mittwoch den Saal 13 des Kölner Landgerichts betrat und sich auf den Zeugenstuhl setzte, lobte ihn der Vorsitzende Richter Jörg Michael Bern: „Da ist ja der Mann, der den Fall ins Rollen gebracht hat.“
Quelle: EXPRESS-Reporter löste Mordfall Kölner Richter lobt “Kommissar Classen”
Die Ermordung Detlev Karsten Rohwedders war der größte Düsseldorfer Kriminalfall der letzten Jahrzehnte und ging um die ganze Welt. Einer der ersten am Tatort war damals EXPRESS-Reporter Günther Classen. Kaum jemand war im Fall des Mordes an Treuhandchef Detlev Karsten Rohwedder 1991 näher dran. Deswegen wurde Classen 2020 sogar zum Netflix-Star.
Quelle: Rohwedder-Mord in Düsseldorf Nach 30 Jahren: EXPRESS-Recherche bei Netflix verfilmt